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Akupunktur und chronische Schmerzen

Gibt es Grund zu der Annahme, dass die Akupunktur vielleicht doch nur ein alternativmedizinisches Unterfangen ist, dass auf einem religionsartigen Glaubensbekenntnis beruht und keine evidenzbasierte Relevanz besitzt?

Bei der Diskussion der „wissenschaftlichen Studienlage“ kommt dann auch sofort und unvermeidlicherweise ein gewisser Edzard Ernst, Professor für Komplementäre Medizin der Universität von Exeter in Großbritannien zu Wort, der für die meisten Erkrankungen hat nachweisen können, dass Akupunktur nichts taugt. Die Ausnahmen – Lumbago, Migräne, Übelkeit/Erbrechen und Zahnschmerzen – bestätigen hier die evidenzbasierte Regel.

Das, was es an wissenschaftlicher Literatur zur Akupunktur gibt, ist laut Psiram „häufig von minderer Qualität“, die zudem auf Autoren beruhen, die in immer gleicher Zusammensetzung immer wieder die gleichen Arbeiten leicht modifiziert veröffentlichen und somit zu ihren „wirkungsvollen“ Ergebnissen gelangen.

Psiram nennt dieses Vorgehen „Schrotschuss-Forschung“. Leider vergisst man hier zu erwähnen, dass genau dieses Szenario in erster Linie auf den immer wieder zitierten Prof. Ernst zutrifft, der in immer wieder gleicher Art und Weise seine alten Kamellen neu kaut und als der Forschung letzter Schluss präsentiert.

Wie ernst man Ernst wirklich nehmen kann und das auch in Bezug auf seine Einschätzung der Akupunktur, das können Sie hier nachlesen:

Und es kommt, wie es kommen muss: Eine Meta-Analyse neueren Datums (September 2012: Acupuncture for Chronic Pain), die ähnlich wie die Protagonisten der pharmazeutischen Produkte zu außerordentlich guten Ergebnissen kam, wird hier an Ort und Stelle zerrissen. Eigenartigerweise wird hier die Vorgehensweise kritisiert, dass nämlich eine Meta-Analyse immer nur das beweist, was die Autoren bewiesen haben wollen. O-Ton in Psiram:

„Verschiedene Details in der statistischen Aufbereitung lassen darauf schließen, dass die Untersucher ein bestimmtes Ergebnis ihrer Arbeit favorisierten.“

Auch die statistische Signifikanz, die die Studie für die Akupunktur zutage förderte, wurde zwar anerkannt. Aber das, was da statistisch signifikant war, war dann halt klinisch nicht signifikant.

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Was ist klinisch nicht signifikant?

Laut Studienprotokoll wurden chronische Schmerzen im Rücken und Nacken, bei Arthrose, chronischen Kopfschmerzen und Schulterschmerzen untersucht. In die Literaturanalyse wurden Studien aufgenommen, die als randomisierte, doppelblinde, Plazebo kontrollierte Studien durchgeführt worden waren. Insgesamt wurden 29 Arbeiten erfasst mit insgesamt 17.922 Patienten.

Es wurde ein Vergleich durchgeführt, der die Akupunktur gegen Schein-Akupunktur und Plazebo (keine Akupunktur) untersuchte. Bei allen (laut Psiram klinisch nicht signifikanten) Beschwerden ergab sich eine signifikante statistische Relevanz bei den beobachteten Unterschieden in der Wirksamkeit.

Die Patienten mit Akupunktur hatten eine Abnahme der Rücken- und Nackenschmerzen von 23 Prozent, bei Arthrose 16 Prozent und bei chronischen Kopfschmerzen von 15 Prozent im Vergleich zu der Patientengruppe mit einer Schein-Akupunktur.

Beim Vergleich mit der Gruppe ohne Akupunktur war der Effekt noch ausgeprägter. Er lag bei 55, 57 und 42 Prozent weniger Schmerzen für die eben erwähnten Beschwerden (gleiche Reihenfolge).

Jetzt liegt der Vorwurf von Psiram in der Luft, dass hier die Daten so „bearbeitet“ worden seien, dass das erwünschte Ergebnis auch tunlichst sich einzustellen habe. In der Tat sind laut Angaben der Autoren einige Daten „gefiltert“ worden.

Allerdings in eine andere Richtung, wie man lesen kann (wenn man lesen kann). Die Autoren geben an, dass einige kontrollierte Studien von der Analyse ausgeschlossen worden waren, da die Aufstellung der Studien so ausgerichtet war, dass ein positives Ergebnis zugunsten der Akupunktur zu erwarten war.

Aber trotz Ausschluss dieser tendenziösen Arbeiten zeigten die Meta-Daten einen statistisch signifikanten Effekt bei der Akupunktur im Vergleich zur Schein-Akupunktur und besonders im Vergleich zu Plazebo.

Die Autoren schlossen daraus, dass Akupunktur eine effektive Behandlungsmethode bei chronischen Schmerzen ist und somit eine vernünftige Therapiealternative darstellt. Darüber hinaus zeigen die signifikanten Unterschiede zwischen Akupunktur und Schein-Akupunktur, dass es sich hier bei den Effekten der Akupunktur nicht um einen Plazeboeffekt handeln kann.

Da es aber auch einen signifikanten Unterschied zwischen Schein-Akupunktur und Plazebo gibt, schließen die Autoren, dass die Behandlung beziehungsweise Durchführung der Schein-Akupunktur an sich einen therapeutischen Effekt zu haben scheint.

Das darf doch nicht wahr sein

Wir wissen, dass Akupunktur laut Psiram nur Plazebo ist. Mit der vorliegenden Arbeit, auch wenn es sich „nur“ um eine Meta-Analyse handelt, kommen Wissenschaftler zu einem Ergebnis, dass von Seiten der Methodik nicht angreifbar ist.

Denn hier ist alles streng nach „Vorschrift“ durchgeführt worden. Das Ergebnis selbst ist unfassbar, da es dem Psiram-Glaubensbekenntnis – Psiram-Psalm von der Plazebohaftigkeit aller alternativer Heilmethoden – widerspricht.

Da aber die Methodik nicht angreifbar ist, muss man ein anderes Loch finden, um das passend zu machen, was noch nicht so richtig passt. Und das geht ganz einfach, indem man der beobachteten Schmerzlinderung einfach die klinische Relevanz abspricht, trotz statistischer Signifikanz.

Hier ist der statistische Nachweis der Effektivität einer Behandlungsmethode plötzlich nicht mehr wichtig, wo er für Pillchen und Säftchen der Pharmaindustrie das Alpha und Omega der evidenzbasierten Wissenschaft abgibt.

Mit anderen Worten: Wenn ein Krebsmedikament, wie Avastin zum Beispiel, keine Lebensverlängerung bewirkt, ein signifikantes Spektrum an Nebenwirkungen mit sich bringt und dafür auch noch sauteuer ist, dann haben wir ein evidenzbasiertes Beispiel für die überlegene Wirksamkeit der Schulmedizin beziehungsweise Pharmaindustrie in Sachen Profitgier. Wer denkt hier an die Patienten? Wie es aussieht niemand.

Wenn durch den Einsatz von Akupunktur eine Reihe von chronischen Schmerzen gelindert werden und man argumentiert mit fast unverhohlenem Zynismus, dass das keine klinische Relevanz habe, wer denkt da an die Patienten?

Wieder einmal niemand, wie es aussieht. Immerhin zeigen die fadenscheinigen Argumente der Akupunktur-Gegner, dass sie sich treu bleiben: Ein Hoch auf die gewinnbringende Medizin basierend auf giftiger Chemie. Und zur Hölle mit den nicht patentierbaren, alternativmedizinischen Konzepten, die dem Verkauf von Medikamenten und schulmedizinischen Behandlungen den Rang ablaufen könnten.

Zu allem Unglück besteht auch noch die Gefahr, dass die so behandelten Patienten wieder gesund werden können. Das darf nicht (wahr) sein.

Um die „Wirkungslosigkeit“ der Akupunktur noch einmal nachdrücklich zu belegen, empfehle ich Ihnen die Lektüre der folgenden Webseiten:

In dem ersten hier aufgeführten Artikel werden Sie feststellen, dass die WHO, so kritisch deren Aktionen auch zu betrachten sind in einigen Fällen (Pandemie der Schweinegrippe zum Beispiel), nicht auf diesen alternativfeindlichen Zug aufspringt.

Hier besteht sogar ein expliziter Katalog mit Indikationen für den Einsatz der Akupunktur. Ich frage mich allen Ernstes, warum dieser Tatbestand nicht von den Sängern der Psiram-Psalmen erwähnt und kritisiert wird?

Fazit

Kaum ist eine „gefährliche“ Meta-Analyse raus, deren Gefährlichkeit darin besteht, dass sie ein unerwünschtes Ergebnis bereit hält, kommt die signifikant inkompetente Reaktion von der Gegenseite.

Eine Meta-Analyse, die methodisch korrekt die Effektivität der Akupunktur belegt, wird dann auf Umwegen als klinisch nicht relevant umgebogen.

Die meisten Krebsmedikamente scheinen jedoch hier klinisch noch irrelevanter zu sein, da sie, laut Statistik, nicht in der Lage sind, die Zahlen der Krebstoten zu verringern und/oder die Lebenserwartung der Erkrankten zu verlängern.

Von einer Schmerzlinderung habe ich in diesem Zusammenhang auch noch nichts gehört. Aber ja, die Schmerzlinderung ist ja klinisch nicht relevant, weder bei der Akupunktur, noch bei der Behandlung von Krebserkrankungen. Wenn Zynismus weh täte, dann würden sich die Psiram-Gläubigen alle akupunktieren lassen.

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